High Vis – A Guided Tour 2024

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Der Titel des jüngsten Albums von High Vis passt enorm auf die Musik der Londoner Band. „Blending“, also die Mischung oder noch besser: die Legierung, beschreibt genau die Methode von Sänger Graham Sayle und seiner Crew. High Vis lieben aggressiven Sound, doch klanglich öffnen sie sich jedem Genre oder jeder Szene. Solide auf einem wütenden Post-Punk basierend, verwendet das Quintett musikalisch, was immer es braucht, um etwas völlig Neues zu schaffen. Sei es die verhallte Stimme in Kombination mit den New-Wave-Gitarren, sei es der Baggy-Sound aus Madchester, der an die Stone Roses oder die Happy Mondays gemahnt, sei es eine Britpop-Melodie, die rasch von einem bratzenden Riff zersägt wird, oder ein Hüsker-Dü-Bass: Auf „Blending“ bekam jede Atmosphäre ihren eigenen charakteristischen Sound. Denn die Songs greifen den Alltag im UK nicht nur offen an, Sayle verbindet dabei sein soziales Bewusstsein mit seiner eigenen Gefühlswelt und schafft dabei etwas, das sowohl laut ist, aber den Menschen auch die Hand reicht und letztlich eine Botschaft der Hoffnung vermittelt. Vielleicht aber haben High Vis davon inzwischen die Schnauze voll. Denn vor Kurzem erschien mit „Mob DLA“ eine neue Single, ein Vorgeschmack auf das kommende Album, das noch in diesem Jahr erscheinen soll und von der Energie und Mentalität des Streetpunk geprägt ist. Die Band ist jetzt nur noch sauer, in diesem Fall auf das Sozialsystem Großbritanniens. Die Hilfsbedürftigen und Ausgegrenzten würden nicht mehr unterstützt, sagt Sayle, ausgegrenzte Gemeinschaften sich selbst überlassen und dann in gezielten Hetzkampagnen verunglimpft. All das geschehe im Schatten immer höherer Boni und Gehälter für die politische und industrielle Elite und deren Freund*innen. Bei diesem gerechten Zorn ist es kein Wunder, dass die Musik von High Vis auf der kommenden Platte noch straighter, konzentrierter, aggressiver wird. Bereits auf den Zwillingsfestivals Hurricane und Southside konnte man erleben, mit welcher Energie die Engländer ihre Anliegen auf der Bühne vertreten.