Thema Awareness in Clubs und auf Festivals
Die Unsichtbare Gefahr: K.O.-Tropfen
In der neuen Reihe zum Thema Awareness in Clubs und auf Festivals möchte ich einige grundlegende Dinge präventiv beleuchten. Zumeist setzen bekannte oder vorhandene Awareness-Konzepte erst dann an, wenn sich bereits ein Vorfall ereignet hat, zu diesem Zeitpunkt kann man nur noch reagieren, statt agieren. Es sollte jedoch ein Ziel sein, geeignete Maßnahmen und Informationen im Vorwege zu erarbeiten und bereitzustellen. Die Aufklärung und Schulung gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein sicheres Konzept. Daher setze ich im ersten Schritt immer auf den Bereich der Prävention.
K.O.-Tropfen (GHB), auch als „Liquid Ecstasy“ bekannt, sind Substanzen, die das Opfer bewusstlos machen oder in einen hilflosen Zustand versetzen sollen. Sie werden häufig in alkoholischen Getränken oder anderen Flüssigkeiten verabreicht, ohne dass die Betroffenen es merken. Da die Tropfen zumeist farb- und geruchlos sind, registrierenn die Opfer erst zu spät, dass sie GHB ungewollt konsomiert haben. Die Täter nutzen die Gelegenheit, um sexuelle Übergriffe zu begehen oder andere Straftaten zu verüben. Eine besonders heimtückische Art ist das Needle Spiking, hier werden via Spritze Drogen oder K.O.-Tropfen dem zukünftigen Opfer injiziert. Ein kurzer Stich, und bevor die Geschädigte merkt, was passiert ist, ist der Täter bereits in der feiernden Menge verschwunden.
Zur Info: „In Berlin werden K.O.-Tropfen-Taten seit 2012 separat in der Polizeidatenbank erfasst. Im ersten Jahr der Auswertung gab es 150 relevante Strafanzeigen, im Jahr 2013 waren es 147. Nach einem leichten Abfall bis 2016 folgte dann ein starker Anstieg: 2017 kam es zu 211 Strafanzeigen wegen K.O.-Tropfen und – wie jetzt herauskommt – 230 im Jahr 2018.“ – Berliner Zeitung, 25.02.2019
Ich halte dieses nur für die Spitze des Eisberges, da die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. Erfasst wurden lediglich Vorfälle in Berlin, die zur Anzeige gebracht wurden. Es ist also sehr wahrscheinlich anzunehmen, dass es eine höhere Zahl von Ereignissen gibt, als diejenige, die gemeldet oder zur Anzeige gebracht wurden. Gründe hierfür können sein, dass viele Opfer aus Scham schweigen oder sich gar nicht bewusst sind, dass sie von K.O.-Tropfen betroffen sind.
Beim Feiern gibt es viele Gelegenheiten, unbeobachtet sogenannte K.O.-Tropfen in die Getränke des Opfers zu mischen. Oft handelt es sich dabei um GHB (Gammahydroxybutyrat), auch bekannt als Liquid Ecstasy. Andere farb- und geruchlose Medikamente und Beruhigungsmittel werden ebenfalls verwendet.
Schon zehn bis zwanzig Minuten nach der unbewussten Einnahme beginnen die Tropfen zu wirken: Nach anfänglicher Euphorie folgen Übelkeit, Schwindel und plötzliche Müdigkeit. Das Opfer wacht später auf und kann sich meist an nichts mehr erinnern. Eine Kombination aus Alkohol oder anderen Drogen mit solchen K.O.-Tropfen ist besonders gefährlich und erhöht nochmals die Risiken gesundheitlicher Schäden. Bei zu hoher Dosierung kann es bis zum Ersticken durch Atemlähmung kommen.
Bei Verdacht auf K.O.-Tropfen (unübliche motorische oder psychische Auffälligkeiten) ist sofort ein Arzt aufzusuchen, denn K.O.- Tropfen sind nur wenige Stunden in Urin/Blut nachweisbar.
Es ist schwierig genaue Statistiken zu erheben, da es viele Gründe gibt, warum Betroffene schweigen:
1. Mangelndes Bewusstsein für K.O.-Tropfen: Viele Gäste, Besucher und Besucherinnen von Clubs und Festivals sind sich nicht einmal bewusst, dass K.O.-Tropfen existieren und wie diese wirken. Dies führt dazu, dass sie die Symptome, die nach der Verabreichung auftreten, nicht richtig interpretieren.
2. Scham und Angst: Opfer sexueller Übergriffe oder anderer Straftaten, die unter dem Einfluss von K.O.-Tropfen stehen, schämen sich oft oder haben Angst vor Stigmatisierung. Daher melden sie die Vorfälle möglicherweise nicht der Polizei oder anderen Behörden. Oftmals suchen sie sich dann keine geeignete Hilfe oder versuchen mit der Situation selber zurechtzukommen.
3. Fehlende Beweise: Da die meisten Betroffenen die Substanz nicht bemerken oder sich nicht erinnern können, was passiert ist, gibt es oft keine konkreten Beweise für den Einsatz von GHB. Dieses liegt an der Tatsache, dass die „Droge“ nur sehr kurze Zeit im Blut und Urin nachweisbar ist.
4. Unsichere Umstände: K.O.-Tropfen werden oft in sozialen Umgebungen wie Clubs und Bars verabreicht, in denen es schwierig ist, den genauen Tathergang festzustellen. Dieses liegt daran, dass manche Clubs sehr voll sind, was es den Tätern sehr leicht macht, unerkannt ihre Taten zu begehen und dann gesichtslos in der Masse zu verschwinden.
Warum ist eine Schulung des Personals in Clubs und auf Festivals im Umgang mit GHB so wichtig?
Durch eine fundierte Aus- und Weiterbildung schafft das Personal in Clubs und auf Festivals eine sichere Feierumgebung für die Gäste. Im Falle eines Vorfalls kann so besser und sicherer gehandelt werden. Dies erhöht nicht nur den Schutz für Besucher und Besucherinnen, sondern auch die Rechtssicherheit für die Veranstalter von Clubs und Festivals. Sie können durch Schulungen, Aus- und Weiterbildung nachweisen, dass sie angemessene Vorkehrungen zum Schutz der Feiernden getroffen haben. Wichtig, ist zu wissen, wie Liquid Ecstasy wirkt und welche Anzeichen es für eine mögliche Intoxikation gibt. Hierzu zählt es auch, zu wissen, wie die Substanz verabreicht wird und welche verschiedenen Formen es gibt. Die Grenzen zwischen den unterschiedlichsten Szenarien können hier fließend sein. Das Personal sollte auf verdächtige Verhaltenweisen achten, diese erkennen um dann angemessen zu handeln.
Wichtig: Die Unterstützung für Betroffene
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Schulung des Personals betrifft die Unterstützung von Betroffenen. Betroffene von K.O.-Tropfen benötigen nicht nur schnelle medizinische Hilfe, sondern auch emotionalen Beistand und rechtliche Unterstützung. Geschultes Personal kann Opfern besser zur Seite stehen und ihnen helfen, die notwendigen ersten Schritte zur Bewältigung des Vorfalls zu unternehmen. Meldungen von Vorfällen sollten auch im laufenden Betrieb, in stressigen Situationen oder bei vollen Clubs sehr ernst genommen werden. Grundsätzlich gilt, dass jede Meldung ernst zunehmen ist und den betroffenen Personen Glauben geschenkt werden sollte. Eine Verharmlosung oder gar der Rauswurf aus einem Club, ist als grob fahrlässig anzusehen. Betroffene sollten in dieser Situation niemals alleine gelassen werden.
Gibt es Sicherheitsmaßnahmen und Präventionsstrategien im Umgang mit GHB?
Die Schulung des Personals sollte nicht nur auf die Reaktion bei Verdachtsfällen beschränkt sein, sondern auch präventive Maßnahmen und Strategien umfassen. Dies kann die Schulung des Club-Personals in Bezug auf die Getränkeausgabe und -überwachung, sichere Aufbewahrung von Drinks und die Schaffung einer geschützten Umgebung für die Gäste umfassen.
In diese diese Aktionen können die Besucher und Besucherinnen ebenfalls mit einbezogen werden. Nur mit einer flächendeckenden Aufklärung, kann der gewünschten Erfolg erzielt werden und sich der größtmögliche Schutz entwickeln. Informationen zur Wirkung und zu den Symptomen nach einer Intoxikation sind für die Gäste von großer Bedeutung.
Nicht zu verschweigen ist, dass einige Feiernde GHB als Droge nutzen, hier ist es wichtig, darauf zu achten, dass sich diese Gefahr nicht in den Clubs ausbreitet. Gäste die bewusst K.O.-Tropfen zur Stimulanz nutzen, sollten auf Festivals und in Clubs Hausverbot erhalten, damit es nicht zu einer Verharmlosung kommt. Aufgrund des unbekannten Reinheitsgrads von illegal gehandeltem GHB kann es leicht zu Überdosierungen kommen. Die die gesundheitlichen Auswirkungen für die konsumierenden Besucher und Besucherinnen, sind dabei nicht absehbar.
Wichtig: Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen
Wer verantwortungsvoll handeln möchte, bietet den Gästen eine Möglichkeit, schnell und sicher einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin zu finden. Bewährt hat sich hier das Panama-Konzept. Besucher und Besucherinnen erhalten so eine zuverlässige Option, ohne großes Aufsehen (Scham) Hilfe zu bekommen. Hier ist geschultes Personal unabdingbar, denn in ein gutes und sicheres Awareness-Konzept gehört es, eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner zu benennen.
Zusammenfassend ist die Schulung des Personals in Clubs und auf Festivals im Umgang mit GHB von entscheidender Bedeutung, um das Bewusstsein für diese Gefahr zu schärfen. Die Früherkennung zu fördern, Opfer zu unterstützen, präventive Maßnahmen zu ergreifen und Safer Space für die Feiernden zu gewährleisten sollte daher oberste Priorität haben. Es reicht nicht aus, nur oberflächlich über Liquid Ecstasy Bescheid zu wissen; eine fundierte Aus- und Weiterbildung ist unerlässlich, um effektiv gegen diese unsichtbare Gefahr vorgehen zu können.
Die Sensibilisierung der Gäste im Umgang mit Liquid Ecstasy
Die Club-Szene ist eine beliebte Umgebung, in der wir Freunde und neue Bekanntschaften treffen, tanzen und feiern. In dieser lockeren Atmosphäre ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein. Eine solche Gefahr, die in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt ist, sind sogenannte K.O.-Tropfen oder „Liquid Ecstasy“. Diese illegalen Substanzen können dazu führen, dass Feiernde bewusstlos werden, was nicht nur gesundheitliche Risiken birgt, sondern auch zu gefährlichen Situationen führen kann. So kann eine unkontrollierte Einnahme von GHB zum Atemstillstand führen.
Verantwortung für einander
Ein wichtiger Schritt zur Vermeidung von K.O.-Tropfen ist die Übernahme von Verantwortung für unsere Freunde und unser eigenes Wohlbefinden. Im Clubs und auf Partys sollten wir uns gegenseitig im Auge behalten und auf ungewöhnliche Verhaltensänderungen achten. Der Freundeskreis sollte immer wissen, wo sich jeder befindet, und Informationen über den aktuellen Aufenthaltsort und die geplante Abreise teilen. Niemals sollten wir Freundinnen und Freunde alleine losziehen lassen, denn dieses erhöht die Chance auf einen sexuellen Übergriff. Nur gemeinsam können wir sicher feiern.
Getränkesicherheit
Eine der häufigsten Methoden, um K.O.-Tropfen unbemerkt zu verabreichen, ist das Mischen der Substanz in Getränke. Daher ist es wichtig, nur original verschlossene Getränke anzunehmen oder sie im Beisein öffnen zu lassen. Getränke sollten niemals unbeaufsichtigt stehen. Eine „Getränkeaufsicht“ im Freundeskreis kann eine Lösung sein, wenn die Tanzfläche aufgesucht wird.
Gesunder Menschenverstand im Nachtleben
Es ist auch wichtig, aufmerksam auf das Umfeld zu achten. Merkwürdige Kontaktversuche oder Kontaktaufnahmen sollten die Alarmglocken läuten lassen. Vorsichtig sollte man werden bei Angeboten von Getränken, durch Fremde. Hier sollte man sich immer die Frage stellen, ob der Spender vertrauenswürdig ist. Veränderungen im Geschmack oder Geruch des Getränks sollten sofort bemerkt und ernst genommen werden. Niemals auf „Ex“ trinken, selbst wenn es der spendable Fremde vorschlägt oder sogar verlangt.
Im Notfall richtig handeln
Im Falle einer Gefahr oder wenn Sie denken, dass Sie oder jemand in Ihrer Umgebung K.O.-Tropfen unbeabsichtig eingenommen hat, zögern Sie nicht, die Polizei über den Notruf zu kontaktieren. Hier hat die Sicherheit oberste Priorität, und es ist besser, auf der Seite der Vorsicht zu sein.
Clubbesuche und ausgelassenes Feiern sollte immer sicher und verantwortungsbewusst geschehen. Indem wir uns dieser einfachen Regeln bewusst sind, können wir einen Beitrag zum unbeschwerten Party machen für alle leisten. Aufmerksamkeit und die Übernahme von Verantwortung auch für andere unbekannte Feiernde lassen uns unnötige oder vermeidbare Risiken erkennen.
Beim Feiern und auf Events sind wir eine große Gemeinschaft von unterschiedlichsten Besuchern und Besucherinnen, trotzdem möchten wir alle die Clubs ohne Übergrifflichkeiten erleben können. Daher achtet aufeinander und seht besser zweimal hin. Auch wenn euch Veränderungen an Fremden auffallen, die über einen normalen Rausch hinausgehen, bietet eure Hilfe an. Lieber einmal mehr fragen, als wegzusehen.
Im Falle der Verabreichung von K.O.-Tropfen könnt ihr bundesweit den Notruf wählen, diesen erreicht ihr unter 112 oder verständigt die Polizei unter 110.
Lasst Personen niemals alleine, auch wenn das Feiern noch so viel Spaß macht, seid füreinander da. Ruft ein Taxi und wartet, bis die Person sicher eingestiegen ist. Echte Freundschaften zeichnen sich durch Empathie und Verantwortungsbewusstsein füreinander aus.
Aktuelle Informationen zu K.O.-Tropfen erhaltet ihr hier:
Aktuelle Informationen sowie Aufklärungsmaterial gibt es von unterschiedlichsten Anbietern und Anbieterinnen:
#CCNOGHB https://clubculture-against-ghb.org/
Kein Opfer e.V. https://www.ko-ev.de/
Weisser Ring – Wir helfen Kriminalitätsopfern https://weisser-ring.de/tipps-gegen-k-o-tropfen
Stadt Wien https://www.wien.gv.at/menschen/frauen/stichwort/gewalt/kampagnen/ko-tropfen/wirkung.html
Sichere Taxifahrten für Frauen in München – Holen Sie sich Ihre Gutscheine!
Für Frauen über 16 Jahre besteht in München die Möglichkeit, Gutscheine im Wert von fünf Euro für Taxifahrten zu erhalten. Diese Gutscheine sind speziell für Fahrten in der Zeit von 22 Uhr abends bis sechs Uhr morgens gültig und sollen dazu beitragen, die Sicherheit von Frauen in der Stadt zu gewährleisten.
Um von diesem Angebot zu profitieren, können Sie die Gutscheine in verschiedenen städtischen Einrichtungen abholen, darunter Bürgerbüros, Sozialbürgerhäuser, die Gleichstellungsstelle und die Stadtinformation.
Es ist wichtig zu beachten, dass pro Fahrt nur ein Gutschein eingelöst werden kann, unabhängig davon, ob Sie alleine unterwegs sind oder sich mehrere Frauen ein Taxi teilen möchten.
Diese Maßnahme wurde eingeführt, um Frauen in München eine bequeme und kostengünstige Möglichkeit zu bieten, sicher nach Hause zu kommen, insbesondere in den späten Abend- und frühen Morgenstunden.
Darüber hinaus steht das Kreisverwaltungsreferat München auch für Anfragen aus dem Veranstaltungsbereich zur Verfügung. Wenn Sie Fragen oder Anliegen bezüglich Ihrer Veranstaltungen haben, zögern Sie nicht, sich an das KVR zu wenden. Ein sicheres Awareness-Konzept sollte Angebote berücksichtigen, die von den Städten und Gemeinden angeboten werden.
In unseren Awareness-Konzepten weise ich immer wieder auf diese Möglichkeiten hin.
– Über den Author
Ist seit 2006 in den Bereichen Inklusion, Teilhabe, Beratung, Events, Festivals, Engagement und Innovationen tätig. Hierbei berät er Veranstalter und Veranstalterinnen, unterstützt Vereine und Studierende. Sein Know-How ist scheinbar unbegrenzt. Er interessiert sich seit Jahren für barrierefreie Veranstaltungen, das Thema Awareness und sicheres Feiern. In Vorträgen und als Speaker thematisiert er auf ungewöhnliche Weise auch schwierige Zusammenhänge und lässt diese leichtverständlich erscheinen. Er steht im dauerhaften Austausch mit Experten und Expertinnen weltweit und entwickelt so neue und innovative Ideen und Konzepte. Geweckt wurde das Interresse für das Thema K.O.-Tropfen durch die Zusammenarbeit mit The Clubmap und dem Zug der Liebe.