Inklusion Muss Laut Sein

Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht

 
Ich lebe seit 18 Jahren den Bereich „Inklusion auf öffentlichen Veranstaltungen“ und berate jeden Sommer unzählige Veranstalter und Veranstalterinnen, die das Thema Barrierefreiheit auf ihren Festivals angehen wollen.
Zudem fungiere ich als Rettungsanker immer dann, wenn die Consulting-Leistung eines anderen „Experten“ lückenhaft oder gar gänzlich falsch durchgeführt wurde. Ich möchte dir mit einigen Beispielen etwas Wissen an die Hand geben, damit du erkennst, ob du eine seriöse Beratung bekommst oder heiße Luft.

Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht – Ist komplette Barrierefreiheit überhaupt möglich?

Ich höre in meinem Beratungs-Alltag immer wieder Sätze wie „Wir sind bereits komplett barrierefrei“ oder „Wir haben bereits alles umgesetzt, was wir im Internet gefunden haben“ und auch beliebt „Dafür hatten wir einen Experten im Team“ – dann Herzlichen Glückwunsch, dein Festival benötigt also keine weitere Beratung. Die Frage ist nur, warum kontaktierst du mich?

Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht eine persönliche Beratung ist wichtig. So wie in diesem Bild in dem ich einen Kunden in Bad Segeberg berate.In einem persönlichen Vorgespräch stellt sich dann schnell heraus, dass es an so mancher Stelle klemmt und Inklusion, Barrierefreiheit oder Teilhabe auf diesem Event flasch verstanden oder umgesetzt wurden. Die Frage „Ist komplette Barrierefreiheit überhaupt möglich?“ sollte der sogenannte „Experte“ dir grundsätzlich mit einem Nein beantworten. Die meisten Berater und Beraterinnen sprechen immer dann von Barrierefreiheit, wenn ein Festival mehr oder minder mit dem Rollstuhl zugänglich ist. Diese Aussage ist aber falsch, da Rollstuhlnutzer und -Nutzerinnen nur einen Teil der Menschen auf einem Festival ausmachen. Zudem gibt es weitere Faktoren, die in die Barrierefreiheit mit einbezogen werden müssen.

Warum dann Barrierefreiheit angehen, wenn keine 100% erreichbar sind? Wie ich ja bereits erwähnte, ist die Frage nach kompletter Barrierefreiheit mit einem Nein zu beantworten, wenn man seriös arbeiten möchte. Dieses liegt an mehreren Faktoren, auf die du keinen Einfluss hast und auch an den individuellen Empfindungen deiner Gäste. Vom Grundsatz her, kann man alle Veranstaltungen inklusiv gestalten und für eine sehr große Personengruppe zugänglich machen.

Die Aktion Mensch definiert ihre Sicht auf den Begriff Barrierefreiheit wie folgt:

„Inklusion funktioniert nicht ohne Barrierefreiheit. Denn wo Orte, Räume oder Kommunikationsmittel nicht barrierefrei sind, bleibt Teilhabe am kulturellen und politischen Leben, an der Arbeitswelt und in der Freizeit verwehrt. Doch was bedeutet Barrierefreiheit eigentlich genau?

Die meisten Menschen verstehen unter Barrierefreiheit Rampen statt Treppen, breite Türen und absenkbare Busse. Doch bauliche Veränderungen und speziell ausgerüstete Fahrzeuge reichen nicht aus, um den Alltag barrierefrei zu gestalten. Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind. Konkret bedeutet Barrierefreiheit also, dass nicht nur Stufen, sondern auch ein Aufzug oder eine Rampe ins Rathaus führen, dass Formulare nicht in komplizierter Amtssprache, sondern auch in Leichter Sprache vorhanden sind, und dass auch gehörlose Menschen einen Vortrag verfolgen können – zum Beispiel mit Hilfe eines Gebärdensprachdolmetschers. Außerdem muss bei der Definition auch die digitale Barrierefreiheit mitgedacht werden. Das bedeutet, Internetseiten müssen so gestaltet sein, dass jeder sie nutzen kann. Dazu gehört zum Beispiel das Hinterlegen von Bildbeschreibungen für blinde Menschen und die Möglichkeit, Videos in barrierefreien Formaten abzuspielen.“

Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht – Einmal den Standart bitte…

„Ich hätte gerne eine Standart-Liste, die ich einfach abarbeiten kann“ so oder so ähnlich klingen Anfragen in der Praxis und Ja es gibt Inklusionsseiten, die solche Listen anbieten. Hierzu möchte ich aber zwei Dinge anmerken, eine solche Liste sollte nur als Orientierung dienen und nicht als Konzept. Zum Anderen musst du dich hinterfragen, ob dein Festival Standart ist. Jedes Festival, jede Veranstaltung ist eine ganz individuelle Geschichte. Grundsätzlich gilt, es ist schön, wenn du dir um Barrierefreiheit Gedanken machst und dieses Thema auf deiner Veranstaltungen angehen möchtest.

Es sollte dir aber klar sein, dass jedes Festival anders ist, auch hier spielen unterschiedlichste Faktoren eine Rolle. So ist das Gelände oder der Veranstaltungsort wichtig, welche Anforderungen stellen deine Besucher und Besucherinnen an deine Veranstaltung oder auch welche Maßnahmen überhaupt schon ergriffen wurden. Sind die ergriffenen Maßnahmen überhaupt sinnvoll oder werden sie von deinen Gästen nicht angenommen.

Als Tipp kann ich dir an die Hand geben, suche dir eine Standart-Liste als Orientierungshilfe und gehe die einzelnen Punkte Stück für Stück mit dem Wissen zu deinem Festival an. Wenn es dann um eine konkrete Beratung geht, hast du einen groben Überblick und ein Konzept kann besser erstellt werden. Vorarbeiten erleichtern die Umsetzung und sparen dir Zeit und Geld.

Die Seite mobilista merkt in einem Leitfaden für Rollstuhlnutzer und -Nutzerinnen folgendes an:

„Behinderung ist kein Grund, keinen Spaß am Leben zu haben. Und auch Rollstuhlfahrer wollen ab und zu an die frische Luft und das tun, was alle anderen auch tun. Die meisten Hürden im Alltag sind bekannt – Bordsteine, Kopfsteinpflaster, Treppen, nicht funktionierende Aufzüge und andere Fallen warten alltäglich für Rollstuhlfahrer. Wie sieht es aber eigentlich mit Festivals aus? Kann man mit Rollstuhl ein Festival oder andere Open Air-Veranstaltungen besuchen? Zunächst: ja.

Grundsätzlich ist ein Rollstuhl kein Hindernis, an einem Festival teilzuhaben. Grenzen sind hier aber dennoch gesetzt – teilweise recht eng. Pauschalaussagen über Rollstuhlgerechtigkeit sind unmöglich – zu viele individuelle Anforderungen und zuviele individuelle Bestrebungen der Veranstalter, ihr Festival rollstuhlgerecht zu gestalten, stehen hier im Weg.“

Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht – Der Experte sagt…

„Unser Berater hat gesagt…“ – ja so ist das mit den Beratern und Beraterinnen, die sagen viel wenn der Tag lang ist. Eine Beratung sollte in mehreren Schritten erfolgen. Ein seriöser Experte wird diese gehen. Hierzu gehört eindeutig ein Vorgespräch, damit beide Seiten sich kennenlernen können. Im nächsten Step die Erfassung des IST-Zustandes mit einer Begehung des Gländes, der Halle oder der Location. Erstellen eines Arbeitskonzeptes mit offenen Fragen und einer Aufgabenstellung, sowie einem Umsetzungsplan für die Praxis. Kontrolle aller Maßnahmen im laufenden Betrieb und einem Nachgespräch im Anschluss an dein Festival. Hieraus leitet sich dann der weitere Weg für das kommende Jahr ab.

Auch hier möchte ich dir einen Tipp geben, in Qualität zu investieren ist immer besser, als mehrfach bezahlen zu müssen oder ewig nachzuarbeiten. Lasse dich nicht auf eine „Ferndiagnose“ festnageln, denn ohne vor Ort zu sein und ohne dein Publikum zu kennen, ist keine hochwertige Beratung möglich.

Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht – Fans mit Behinderung als Experten?

Besucher und Besucherinnen mit einer Behinderung sind vom Grundsatz her Experten und Expertinnen in eigener Sache. Das heißt aber nicht, dass sie im Hinblick auf ihre Behinderung für deine Veranstaltung alles wissen. Sie sprechen für eine individuelle Sichtweise, also von ihrer persönlichen Wahrnehmung in Sachen Barrierefreiheit und Zugänglichkeit. Nur weil jemand einen Rollstuhl nutzt ist er oder sie nicht automatisch der Maßstab für Barrierefreiheit. Hier kommt es darauf an, wie lange jemand zum Beispiel seinen Rolli nutzt, erblindet ist oder eine andere Behinderung hat. Es ist ein Unterschied ob jemand geübt ist oder auch nicht. Wichtig ist, dass du zusammen mit deinen Gästen arbeitest und dich nicht auf ein einzelnes Urteil verlässt.

Wenn du also mehr über dein Festival und eine Expertenwissen zur Barrierefreiheit haben möchtest, frage nicht einen Gast oder vom Berater mitgebrachte „Experten“, sondern biete deinen Gästen die Möglichkeit sich aktiv zu beteiligen. Inklusion und Barrierefreiheit leben vom aktiven Miteinander der Vielen. Aus diesem Wissen kann man dann ableiten, wo die Schwachstellen bei deinem Festival liegen.

Als Tipp aus der Praxis: Beziehe deine Gäste unbedingt mit ein, es ist wichtig, dass Hinweise und Tipps wahrgenommen und geschätzt werden. Der Schlüssel zu einer barrierefreien Veranstaltung liegt in den Erfahrungen der Besucher und Besucherinnen. Ich zeige dir gerne, wie ein solches Verfahren abläuft und wie du zusammen mit deinen Gästen mehr für die Inklusion erreichst.

Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht – Der erste Schritt…

ist immer der Schwerste, aber auch der Sinnvollste. Du hast dir die Zeit genommen, dich über das Thema „Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht“ zu informieren. Dieses war der erste Schritt auf deinem Weg zu einem für alle Gäste inklusiven Festival. Inklusion und Barrierefreiheit sind kein Luxus, sondern eine gewinnbringende und nachhaltige Sache. Du sprichst für dein Festival neue Zielgruppen an und leistest etwas, was noch lange nicht selbstverständlich ist.

Nun heißt es am Ball bleiben, dich weiter zu informieren und Prozesse anzustoßen, damit wir alle zusammen feiern können. Ich werde dir regelmäßig Tipps an die Hand geben Wie man Inklusion auf Festivals zum Erfolg macht. Hierbei kratzen wir an der Oberfläche, aber trotzdem wird dein Festival von diesen Tipps profitieren. Solltest du das Thema Inklusion und Barrierefreiheit ernsthaft angehen wollen, so kontaktiere mich gerne für ein Vorgespräch.

Eine kurze Anmerkung noch, Inklusion Muss Laut Sein bietet dir als Veranstalter oder Veranstalterin einen Mehrwert für deinen Event. Daher solltest du dir überlegen, ob du für dieses Wissen etwas spenden möchtest. Spenden ermöglichen die Teilhabe von Fans mit einer Behinderung durch eine BUDDIE-Begleitung vielleicht auch zu deinem Festival.

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